Erscheinungen am See Oneida by La Roche Sophie von

Erscheinungen am See Oneida by La Roche Sophie von

Autor:La Roche, Sophie von
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: (Privatkopie)
veröffentlicht: 2010-02-02T16:00:00+00:00


Sie sehen, meine Freunde! wie viel ich von den Ideen der lieben Frau sammelte, und natürlich meine zu sehr andringende Fragen wieder etwas zurück halten mußte. Ich blieb auch zwey Tage von ihrem Hause entfernt, um mich bey andern Colonisten umzusehen, und fand es aufs neue schön, das ämsige Gewühl, das Anpflanzen, Bäume fällen, umgraben und aufräumen der Plätze, wie auch das Heimtragen kleiner Bürden von Futterkräutern, Spänen, Moos, und selbst einzelner Strohhalme, welche hier noch selten sind, und meist nur durch ankommende Packwagen zerstreut werden, zu deren Sammlung einige arme Familien ihre Kinder gewöhnen: von welchen viere mir sehr schätzbar sind, weil sie sich des verdienstvollen Herrn Doctor Hirzel philosophischen Bauern zum Muster nehmen, und, wie dieser, durch unausgesetzten Fleiß, Sparsamkeit und Ordnung, Vermögen sammeln und besonders Kleinjoggs Gedanken von verschiedenen Düngergruben ausführen wellen; weil dieser Bauer, die schnelle und langsame Verwesung dieses Krauts, jenes Blatts, und aller andern Sachen beobachtete, und dadurch nach Anweisung der Natur, welche immer einen Kreislauf von Welten, Verwesen, Keimen und Wachsen macht, mit Ueberlegung ihren Weg befolgt, so, daß allen Landleuten sein Beyspiel nützen kann. Ich wünsche bey dieser Gelegenheit herzlich, daß auf diesem neu angebauten Stück Erde, der schöne Ehrgeiz in den Seelen seiner Bewohner entstehe, immer der beste ihrer Klasse zu seyn.

Ich bin nun die zwey Tage bey allen Feldern und Colonisten herum gewandelt, und habe ein paar Träumer der vollkommnen Gleichheit hergewünscht, um hier diese seltsame Idee zu berichtigen, indem mir dieser Aufenthalt der wahre Standpunkt zu seyn scheint; denn die Umstände dieser Colonisten sind alle gleich, alle haben nur Holzhütten, keiner hat Hoffnung zu Wohlstand, als in der Viehzucht und dem Anbaue seiner Felder und Gärten. Aber wie sehr verschieden ist doch schon alles, in und um die Hütten herum: alles arbeitet ämsig, aber die eine, wie die holländische Familie, verbindet den höchsten Grad der Ordnung und Reinlichkeit mit ihrem Fleiße, eine andere muß sich doppelte Mühe geben, um so weit zu kommen wie ihre Nachbarn, die dritte ist in steter Eile und Bewegung, aber da sie kein Nachdenken damit verbindet, so bleibt der Nutzen ihres Bestrebens, weit hinter dem Fortgange der übrigen zurück; im Ganzen aber ist vieles geschehen, und da wieder vier Familien neuer Ansiedler angelangt sind, so wird der Wetteifer vermehrt, und die freudige Aussicht auf die Stiftung einer Stadt vergrößert sich. Aber ich habe auch bemerkt, daß Handwerksleute und ihre Frauen, welche mit den ersten Colonisten anlangten, sich schon als Altbürger ansehen, und die neu angekommenen mit stattlichem Wesen auf den Platz führten, welcher für das Rathhaus, die Kirche und Schule bestimmt ist. Wattines und Emilie waren anfangs sehr beängstigt, es möchten französische Emigrirte dabey seyn, und scheinen sehr zufrieden, nichts als Teutsche und Holländer um sich zu sehen, indem sie sagten: daß ihre Landsleute eine besondre Anhänglichkeit von ihnen fordern würden, und alles nach ihrer Sitte haben wollten, und auch sie beyde durch Landessprache und Erzählungen, immer zu den Bildern und Erinnerungen ihres Jammers zurück führen würden. Mir war die Beobachtung sehr viel werth, welche ich über die neuen Ankömmlinge und die schon länger hier wohnenden Colonisten machte.



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